Was ist Qiviuk? In der Sprache der Inuvialuit-Eskimos versteht man darunter das winterliche Unterfell der Moschusochsen. Im Mai und Juli verlieren diese Tiere ihr Unterfell. Dieser Flaum ist die weichste, leichteste und wärmste natürliche Faser der Welt. Man nennt sie auch «Gold der Arktis». Sie steht nur in relativ geringen Mengen zur Verfügung, sodass Bekleidungsstücke aus Qiviuk quasi ein Nischenprodukt sind – allerdings ein ganz aussergewöhnliches und qualitativ hochstehendes.
Seinem Namen und Aussehen zum Trotz gehört der Moschusochse zur Unterfamilie der Ziegen oder Schafe, auch wenn er eine ganze Reihe von Rindermerkmalen aufweist. Um 1930 war der Moschusochse, der letzte Überlebende aus der Eiszeit, vom Aussterben bedroht. Er fristete ein Dasein auf Zeit. Gerade noch 3000 Tiere lebten in den nördlichsten, unwirtlichsten Gegenden Kanadas. Bis 1970 war der Bestand dank umsichtiger Hege und aufwendigen Forschungsprogrammen auf 160000 Tiere angewachsen. Seitdem werden die Tiere, gemäss eines Erlasses der kanadischen Regierung, von den einheimischen Inuit gehegt, verwaltet und als Teil ihrer Lebensgrundlage in bescheidenem Rahmen genutzt.
Aufwendige Produktion
Anfangs der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts machten sich zwei Peruaner daran, diesen federleichten Flaum zu Garn zu spinnen. Es dauerte zweieinhalb Jahre, bis sich der Erfolg einstellte. Die Herstellung von Garn aus Qiviuk ist achtmal aufwendiger als das Spinnen von Wolle. Nun waren die Voraussetzungen geschaffen, diese einmalige Naturfaser im Bekleidungssektor zu verwenden.
Wie der Zufall so spielt
Der Zufall spielt im privaten und wirtschaftlichen Leben nicht selten eine entscheidende Rolle. So stiess auch der Schweizer Walter Notter, der von 1993 bis 2000 in Kanada lebte, erst kurz vor seiner Rückkehr nach Europa auf die Lebens- und Verhaltensweise des Moschusochsen und seiner Funktion als Lieferant der luxuriösesten Naturfaser der Welt. Der Schweizer, der nun von Pontresina aus seinen Geschäften nachging, war auf Anhieb fasziniert und begeistert von diesem Naturprodukt und erkannte sofort das Potenzial, das in diesem Rohstoff steckt. Inzwischen vermarktet Walter Notter Qiviuk in Europa. Den Lieferungen sind allerdings enge Grenzen gesetzt, denn von derjährlichen Produktion von Qiviuk von fünf bis sechs Tonnen gelangen nur etwa zwanzig Prozent nach Europa.
Exklusive Produkte
Seit einigen Jahren ist Walter Notter auch daran, ein Produktions- und Vertriebsnetz von exklusiven Bekleidungsstücken aus diesem besonderen Material aufzubauen. Produziert werden diese in Arequipa, der zweitgrössten Stadt Perus. Dort wird nicht nur das Garn gesponnen, sondern es werden in Handarbeit Pullover, Kleider, Plaids, Schals und Handschuhe hergestellt. Walter Notter setzt sich mit der ihm eigenen Begeisterungsfähigkeit für die Verarbeitung und Vermarktung des «arktischen Goldes» ein.
Quelle: Graubünden Exklusiv